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Lisa Brandt

Die ersten Monate vergingen wie im Flug, die Wochenenden waren gefüllt mit Ausflügen in die Berge, andere aserbaidschanische Städte, Zugreisen nach Tiflis oder auch einfach nur Baku entdecken.

An meinem ersten Morgen in Baku wurde ich mit dem Gesang der Nationalhymne geweckt. Falls du jetzt denkst, dass ich vielleicht neben einer Militärschule untergebracht war, dann liegst du falsch. Mein Studentenwohnheim lag nämlich direkt neben einer Grundschule. Ja du hast richtig gelesen, neben einer Grundschule. Die Kleinen singen jeden Morgen zu Beginn des Unterrichts ihre Nationalhymne. Und so habe ich ganz schnell gelernt, dass die Aserbaidschaner ein sehr stolzes Volk sind. Und das meiner Meinung nach zu gutem Recht, denn sie leben in einem wunderschönem vielseitigem Land.

Doch eins nach dem anderen, erst einmal zu meiner Person. Ich heiße Lisa und bin gerade 24 Jahre jung geworden. Mein Abitur habe ich in einer Kleinstadt in Sachsen-­‐ Anhalt gemacht. Danach hat es mich in die Ferne gezogen. So landete ich in Paris, was für mich damals quasi das Ende der Welt war. Danach zog ich nach Berlin und startete hier mein Studium der Kulturwissenschaften. Im Rahmen davon sollte ich ein Auslandssemester absolvieren. Nach einigen privaten Reisen in Europa und nach Amerika, stand nun fest dieses Mal soll es wirklich weit weggehen. Daher fiel die Wahl auf Baku, Aserbaidschan.

Nach der Bewerbung im Dezember 2014 und vier Monate Wartezeit erreichte mich die Zusage für den Platz an der Sprachenuniversität, doch damit nicht genug. Ich hatte mich auch für ein Stipendium beworben und entgegen meiner Erwartungen erhielt ich auch dafür eine Zusage. Da stand ich also nun mit einem Stapel an Papieren und den Flugtickets für Anfang September 2015. Ziemlich schnell verstrich die Zeit und ich durfte mir von allen Seiten die unterschiedlichsten Bemerkungen anhören. Diese reichten von totalem Entsetzen bis größter Bewunderung, aber natürlich war noch keiner dieser Menschen selber vor Ort in Baku. Deswegen habe ich bis zur Abreise einfach alle Ratschläge und Kommentare kopfnickend angehört, aber mir vorgenommen mein eigenes Bild erst in Aserbaidschan zu malen. Und siehe da, es war die beste Entscheidung meines Lebens, denn so bin ich unvoreingenommen in Baku angekommen.

Ich sollte sieben Monate in Baku bleiben und habe schon nach den ersten Tagen gemerkt, dass die Uhr in Aserbaidschan etwas langsamer tickt als in Deutschland. Auf den ersten Blick, lief in der Universität alles viel entspannter als man es von deutschen Unis gewohnt war. Aber ich musste mich dann doch erstmal daran gewöhnen, dass man viele Teegläser leeren muss bis man endlich die gewünschten Dokumente oder ähnliches bekommt. Bei der Zusammenstellung meines Stundenplans gab es leider ein paar Probleme, denn es gab nicht so viele englischsprachige Kurse wie versprochen. Ach ja ich bin nach Baku gereist ohne Russisch-­‐ oder Aserbaidschanischkenntnisse. Aber auch das Problem wurde nach einigen Tagen gelöst, mein Stundenplan war dann zwar kleiner als geplant, aber alle Kursen fanden zweimal wöchentlich statt, dadurch hatte dann auch ich mit meinen drei Kursen den ein oder anderen vollen Unitag pro Woche.

An meinem ersten Unterrichtstag erschien ich aufgeregter als gedacht auf meinem Campus. Ich hatte meinen Laptop, unterschiedliches Papier, Stifte und eine große Wasserflasche bei mir. All das natürlich praktisch im Rucksack auf meinem Rücken. Zu dem besonderen Anlass trug ich sogar ein nach meinem Geschmack besonders schönes T-­‐Shirt an und trug Wimperntusche auf. Nach dem ich durch das Eingangstor auf den Hof trat merkte ich sofort, dass nicht nur der Rucksack unpassend gewählt war, sondern auch meine Kleidung. Denn ein ungeschriebenes Gesetzt besagt, dass man sich am ersten Tag des neues Semesters besonders hübsch macht. Und vor allem die

Aserbaidschanerinnen legen darauf großen Wert, angefangen von perfekt sitzenden Frisuren, über Röcke und hohe Schuhe, werden lieber Handtaschen als Rucksäcke gesehen. Aber gut dafür war es zu spät, außerdem fiel ich dank meiner blassen Haut und den blonden Haaren eh auf. Nach den ersten skeptischen Blicken beiderseits wurde ich dann aber mehr als herzlich begrüßt und lernte dann auch direkt das größte Hobby meiner Kommilitonen kennen: Fotos machen. Ich habe an den ersten Unitagen gefühlt mit jedem ein Selfie gemacht. Außerdem wurde mir von der ersten Sekunde an von allen Seiten Hilfe angeboten. Aber nicht auf eine übertriebene Art, sondern auf eine ehrliche und zurückhaltende Weise. Es stellte sich heraus, dass ich diese Hilfe schneller brauchte als erwartet. Direkt in der ersten Vorlesung wurde ich an den Armen hochgezogen von meinen Banknachbarn. Im ersten Moment war ich erschrocken was wohl passieren würde. Aber dann haben sie mir erklärt, dass man zu Beginn des Unterrichts die Dozenten im Stehen begrüßt. Danach wird die Anwesenheit kontrolliert und im Laufe der Vorlesung wird von einer Dame, die man wieder mit Aufstehen begrüßt, nochmals die Anwesenheit protokolliert. Nach einigen Tagen habe ich mich daran gewöhnt und auch an den generellen Ablauf des Unterrichtes. Ja ich habe hier bewusst den Ausdruck gewählt, denn es erinnert mehr an deutsche Schule als an deutsche Universität. Die Stunden sind klar strukturiert, Hausaufgaben werden kontrolliert und der Lehrer hat die meiste Zeit das Wort. Ich finde es nach wie vor schade, dass die Studenten nur an wenigen Stellen die Gelegenheit haben ihre persönliche Meinung zu äußern und das selbstständige Arbeiten auf der Strecke bleibt. Dafür können die Studenten dort allerdings viel mehr an Fakten und Vokabeln lernen, außerdem ist es auch schön zu sehen, mit wie viel Respekt sie ihren Dozenten entgegen treten.

An das viele regelmäßige auswendig lernen musste ich mich auch erst einmal gewöhnen. Aber auch die Lehrerinnen waren sehr hilfsbereit und zeigten Verständnis, wenn man mal nicht so gut vorbereitet war. Allgemein ist mir ein unglaublich großes Interesse an Deutschland entgegen gebracht wurden. Von Fragen über das deutsche Bildungssystem bis zur Freizeitgestaltung, alle waren immer sehr neugierig. Das hat mich sehr beeindruckt und auch immer noch finde ich es toll, dass so viele Menschen in Baku Interesse an meinem Heimatland zeigen.

Die ersten Monate vergingen wie im Flug, die Wochenenden waren gefüllt mit Ausflügen in die Berge, andere aserbaidschanische Städte, Zugreisen nach Tiflis oder auch einfach nur Baku entdecken. Denn da gibt es unglaublich viele Sachen zu entdecken, angefangen von einer typischen Teezeremonie, über einen Hamambesuch, Spaziergänge durch die Stadt, bis hin zum Entdecken des Nachtlebens.

Vom September bis Weihnachten habe ich mit drei anderen europäischen Mädels in einem Studentenwohnheim gelebt. Obwohl wir alle Herausforderungen gemeistert haben, war es an der Zeit noch eine andere Ecke von Baku besser kennen zu lernen. Und so entschieden wir uns gemeinsam eine Wohnung in der Stadtmitte zu beziehen. Das war ein ganz schöner Wandel. Die Zeit im Viertel Yasamal war sehr prägend und beeindruckend, man hat dort das echte Leben mitbekommen und keine verschönten Tatsachen. Denn viele Sachen werden in Baku vor einer Marmorfassade versteckt, aber wenn man auch mal um die Ecken schaut und sich mit Einheimischen unterhält, dann bekommt man auch schnell das echte traditionelle Leben mit. Und auch nur mit Englisch oder Deutsch ist es schnell möglich gewesen Freundschaften mit Aserbaidschanern zu schließen.

Weihnachten gibt es im christlichen Sinne in Aserbaidschan natürlich nicht, aber der Jahreswechsel wird dafür umso größer gefeiert und dafür wird auch viel geschmückt und das erinnert schon stark an Weihnachtsschmuck. Es war definitiv eine besondere Erfahrung Weihnachten so weit von zu Hause in einem muslimischen Land zu feiern.

Bis Mitte März lebte ich dann also direkt im Stadtzentrum mit Blick auf das Kaspische Meer. Einige kleine Straßenverkaufsstände haben uns sogar gefehlt, aber dafür waren die Wege in die Bibliothek und in die Universität viel kürzer. Da die Prüfungen kurz bevor standen war das natürlich super. Das große Lernen konnte also beginnen und so verflog ein weiterer Monat ganz schnell und wir haben die Klausuren erfolgreich bestanden.

Die letzten sechs Wochen habe ich damit verbracht mir in Baku alles bestmöglich einzuprägen und jeden Tag besonders zu genießen. Meinen letzten Ausflug habe ich, mit Besuch aus Deutschland zusammen, in Lahic verbracht und nochmal die Bergluft genossen. Und dann ging alles ganz schnell, nach einem Abschiedsabend mit engsten Freunden ging es dann Mitte März zum Flughafen und es hieß für mich „Danke Aserbaidschan, Çox sağol Azərbaycan!“

Im Sommer 2016 stand die nächste Aufgabe vor mir: ich musste, auch wieder im Rahmen meines Studiums, ein Praktikum absolvieren. Und das am Besten in den anstehenden Semesterferien. Ganz schön kurzfristig kam mir dann der Gedanke nochmal nach Baku zurück zu kehren, denn ich hatte noch ein gültiges Visum. Was für ein Glück also und ziemlich schnell hat es dann auch mit der Zusage geklappt. So plante ich also meine zweite Reise nach Aserbaidschan. Viel entspannter als beim ersten Mal und mit unendlicher Freude, flog ich dann am Ende des Sommers für zwei Monate nach Baku. Ich zog in meine alte Wohnung ein, in der perfekter Weise ein Zimmer frei stand und fügte mich auch sonst quasi über Nacht wieder in das Leben ein. Mein Praktikum absolvierte ich beim DAAD. Dank eines tollen Teams, spannenden Aufgaben und ganz viel neuer Erfahrung verflog die Arbeitszeit wie im Flug. Als sich meine Zeit dem Ende neigte, war ich sehr traurig und hätte mir gewünscht noch mehr Wochen zu haben. Denn ich habe mich in Baku zu Hause gefühlt und auch die Arbeit hat super viel Spaß gemacht. Meinen Aufenthalt in Aserbaidschan krönte ich mit einem Ausflug in die Enklave Naxçıvan ab und flog danach wieder zurück ins kalte Deutschland.

Zusammenfassend lässt sich definitiv sagen, dass in Baku alles möglich ist. Mit etwas Eigenengagement ist es der perfekte Ort um ein Auslandssemester zu absolvieren, Berufserfahrung zu sammeln oder vielleicht auch eigene Forschung zu betreiben.

Unterstützung gibt es von vielen Seiten, man muss nur mutig genug sein, danach zu suchen.

Nun steht für mich nur noch der Uniabschluss an, diesen Weg werde ich hoffentlich bis zum Sommer zum Ende gehen. Denn dann bin ich ab September die nächste Sprachassistentin in Baku! Genau, richtig gelesen, mein ganz persönliches Aserbaidschan Erlebnis ist noch nicht vorbei. Ab September werde ich das nächste Kapitel meiner Geschichte in Baku beginnen und nochmal für mindestens zehn Monate zurückkehren.

Also traut euch auch, es warten ganz tolle Menschen auf euch und Aserbaidschan hält für jeden eine ganz eigene Überraschung bereit!

 

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