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Ulrich Eberhardt

Die häufigste Frage, die mir gestellt wird, lautet: „Was bringt jemanden, der Französisch, Geschichte und Latein studiert hat, dazu, Aserbaidschan in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit in einem Internationalen Office zu stellen?“ – wohlgemerkt: Natürlich nie dabei alle anderen Aufgaben vernachlässigt oder vergessen zu haben bis hin zum Aufbau und Ausweitung der internationalen Beziehungen weltweit in allen Jahren.

Die Antwort ist vielfältig – soll sich hier beschränken auf erste Erfahrungen im damaligen Akademischen Auslandsamt, in das ich als wiss. Koordinator eines Graduiertenkollegs Ende 1989 gewechselt bin.

Der beginnende Zusammenbruch der Sowjetunion bot Siegener Professoren die Möglichkeit vermehrt Konferenzen und internationale Tagungen zu besuchen, an denen auch KollegInnen des Riesenreiches teilnahmen. Die Universität Siegen kann heute darauf zurückblichen, dass die erste 1990 abgeschlossene Partnerschaft mit der Azerbaijan State Oil Academy (heute Azerbaijan State Oil and Industry University) bis heute Bestand hat, immer weiter ausgebaut worden ist bis hin zum Abschluss eines MoU zur doppelten Promotion.

Die Gründe für den zeitnahen Abschluss der ersten Partnerschaft mit einer Hochschule in Aserbaidschan sind zurückzuführen auf:

–       Den Einstieg in das Programm „Ostpartnerschaften“  des DAAD
–       Erste Kontakte von Siegener Wissenschaftlern zu Kollegen aus Baku
–       Meine Neugier, etwas kennenlernen zu wollen, das bisher völlig unbekannt war

Bereits in der Anfangsphase hatte ich das Glück, Prof. Dr. Rafik Aliev kennenzulernen, der bis heute der „Motor“ der Kooperation ist. Hierbei wird eine erste Erfahrung deutlich, die für mich maßgebend geblieben ist: Verlässlichkeit über diesen langen Zeitraum. Eine Verlässlichkeit, die für mich stets bedeutet, sie offen wiederzugeben. Nicht zu vergessen, dass es von beiden Seiten zunächst eine – vorsichtige – Neugier war, auf den anderen zuzugehen. Parallel dabei den Kontakt zu den Studierenden und jungen Wissenschaftlern aufzubauen in ersten Informationsveranstaltungen und persönlichen Beratungen.

Ich habe – mehr als 25 Jahre zurückblickend – eine damals schon offene Jugend angetroffen, die mir meine Neugier zurückgegeben hat: –  wissbegierig, damals noch nicht in sozialen Netzwerken vernetzt aber junge Menschen, die Hoffnung in mich gesetzt haben. Das hat mich in dem Maß mehr als überrascht und – im positiven Sinn – war sozusagen der Auslöser, mich stark einzubringen. Das von Beginn an in ständigem Kontakt zur und mit der Deutschen Botschaft in Baku, der Aserbaidschanischen Botschaft in Berlin,  dem DAAD, dem aserbaidschanischen Bildungsministerium, um  nur einige Institutionen zu nennen, mit denen auch bis heute eine enge Zusammenarbeit besteht.

Recht früh nach meinem  ersten und zweiten Besuch konnte Prof. Aliev zum ersten Mal nach Siegen kommen, um gemeinsame Forschungsprojekte zu beginnen und erste Studierende der Ölakademie zu betreuen. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte hat Professor Aliev mehrere Bücher in der Bibliothek der Universität verfasst, die in namhaften Verlagen publiziert  und zu wahren Bestsellern – besonders in den USA – geworden sind.

Weitere Aufenthalte zu Beginn  der 90er Jahre führten natürlich dazu, dass Vertreter anderer Hochschulen im Land Kontakte knüpfen wollten zu einer deutschen Hochschule, die bereits mehrere Studierende aus Baku eingeschrieben hatte. Diese Zeiten waren nicht nur bedeutend wegen einer immer tiefer werdenden Einbindung der Universität Siegen in die Zusammenarbeit mit Aserbaidschan – für mich war überwältigend, wie Gespräche auf Hochschulebene verbunden waren mit einer Gastfreundlichkeit, die nicht nur mir gegenüber aus Höflichkeit gezeigt wurde sondern zu den  grundlegenden Eigenschaften Aserbaidschans zählt. Das schafft Freunde!

Natürlich war nach den ersten beiden Besuchen bekannt, dass ein Vertreter einer deutschen Hochschule öfter nach Baku kam und auch die Möglichkeit bestand, an finanzierten Maßnahmen teilzunehmen.

Wes würde den Rahmen sprengen, alle Kontakte zu den Hochschulen im Detail zu beschreiben – stellvertretend seien zwei genannt,  an denen aber auch Kooperationsprojekte stattfinden, die auch für die Universität Siegen „Neuland“ waren:

Ende der 90er Jahre lernte ich den Rektor der neugegründeten privaten Odlar Yurdu-University, Prof. Dr. Ahmed Valiyev, kennen. Es war von Beginn an eine gegenseitige Sympathie – und eine völlig andere Hochschule als die forschungsbetonte Ölakademie.

Die Odlar-Yurdu-University bildet eher / mehr für den aserbaidschanischen markt aus, hat aber sehr gute Auslandsbeziehungen; der Prorektor war ein Jahr Fulbright-Austauschdozent in Chicago. In unseren Gesprächen stand – wie auch mit der Ölakademie – im Vordergrund, aserbaidschanischen Studierenden zu helfen, einen Teil ihres Studiums in Deutschland zu verbringen – gute deutsche Sprachkenntnisse vorausgesetzt.

Der Gedanke an das Erlernen der deutschen Sprache hat mich nicht losgelassen und da ich selbst mehr als 15 Jahre in Siegen DaF unterrichtet hatte, kam mir eine Idee, deren Umsetzung bahnbrechend in der Zusammenarbeit mit Aserbaidschan war.

Warum – so fragte ich nicht – sollte man nicht vor Ort in Baku selbstfinanzierte Sprachkurse einrichten? Das war wirklich Neuland – und im Februar 2003 konnten wir beginnen. Voraussetzung waren:

–       Gute Lehrer. Es gab damals schon eine Anzahl von Absolventen mehrerer Hochschulen im Land, die in Deutschland – finanziert durch den DAAD – Deutsch als Fremdsprache studiert hatten – zum Teil mit Magisterabschluss
–       Räumlichkeiten: hier hat der Rektor der Odlar Yurdu-University bis heute alle gewünschten Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, gut ausgestattet, so dass ein qualifizierter Unterricht von Beginn an gewährleistet war.

Die Kurse endeten bis 2012 mit der DSH und wechselten im Anschluss auf den TestDaf. Zusammengerechnet haben bis heute mehr als 1000 Studierende aller Fächer und junge Ärzte die Deutschprüfungen abgelegt und studieren in Deutschland oder absolvieren die Facharztausbildung. Dadurch ist ein Netzwerk entstanden, das von Flensburg bis München und von Frankfurt/Oder bis Aachen reicht. Natürlich profitiert auch die Universität Siegen von den Teilnehmern der Deutschkurse in Baku – zumal die Kurse gleichzeitig auch der Vorbereitung des Aufenthalts in Siegen und Deutschland dienen. Bemerkenswert ist zudem, dass die Erfolgsquote aserbaidschanischer Studierender, die mit guten Sprachkenntnissen nach Deutschland kommen, sehr hoch ist und über der „generellen“ Abschlussquote ausländischer Studierender liegt.

Um auf die Genese der Kurse zurückzukommen: Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn der Rektor der Odlar Yurdu University nicht die Möglichkeit erkannt hätte, dass offizielle Deutschkurse an seiner Hochschule nicht nur das Image prägen würden sondern auch jungen Menschen das Tor nach Deutschland öffnen.

Auch in die Deutschkurse war die deutsche Botschaft stets eingebunden und wir sind immer dankbar, wenn ein Vertreter / eine Vertreterin an den mündlichen Prüfungen teilgenommen hat.

Es würde zu weit führen, alle weiteren Partnerschaften, Kooperationen un d das bestehende Netzwerk im Land ausführlich zu beschreiben – als ein weiteres Beispiel ist die intensive Kooperation mit der Economic-University zu nennen:

Gefragt von einer Siegener Professorin, ob ich sie nicht mit einer Hochschule in einem nicht so bekannten Land in Kontakt bringen könnte, fiel mir sofort die UNEC ein. Nach einem ersten Besuch vor Ort in 2013 fanden umgehend austauschmaßnahmen statt – auch von Siegener Studierenden nach Baku. War das bis dato eher ein Einzelfall, wurde es ab sofort ein regelmäßiger Austausch  auch nach Baku hin, so dass heute die Bewerberzahl  deutscher Studierender und Promovenden die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze weit übersteigt. Das wäre nicht möglich gewesen ohne die DAAD-Programme „Ostpartnerschaften“ und „GO EAST“.

Inzwischen hat der DAAD ein Projekt zur Unternehmensnachfolge mit Aserbaidschan bewilligt, das als das umfangreichste jemals im Land seitens des DAAD geförderte Programm gilt mit einer Laufzeit von vier Jahren.

Ich betone ausdrücklich, dass die drei genannten Hochschulen nicht abschließend die Partner der Universität Siegen in Aserbaidschan bilden. Das dort entstandene Netzwerk reicht in alle Richtungen und lässt sehr positiv in die Zukunft blicken:

–       Nächste Ziele sind gemeinsame Master und PhD mit der Ölakademie und der UNEC. Letztere ist in einen DAAD-Antrag aufgenommen zusammen mit Partnern von Mexiko bis Beijing
–       Ausbau der Deutschkurse zu Fachsprachen; Aufbau eines Sprachenzentrums
–       Unterstützung bei der Umstrukturierung der Lehrerausbildung. Hier sind besonders die privaten  Schulen interessiert, die durch ihre Kontakte ins Ausland die Dringlichkeit einer neuen Lehramtsausbildung im Land erkannt haben.

Um zum Anfang zurückzukommen: Ja, es hat sich gelohnt als „Romanist und Historiker“ Motivation, Zeit und Geduld in die Kooperation mit Aserbaidschan zu investieren. Die Kontakte und die Dankbarkeit, die mir so oft widerfährt, wenn ich Studierende und Absolventen der Deutschkurse in Siegen und Deutschland treffe, geben mir ein sehr schönes Gefühl, alles richtig gemacht zu haben: nie als „Lehrmeister“ oder „Besserwisser“ – immer in gemeinsamer Arbeit mit Zielen vor Augen!  Und das ist ausschlaggebend in unserem internationalen „Geschäft“ die Akzeptanz des Gegenüber auf gleicher Ebene, das „Fremde“ als Bereicherung anzunehmen, daraus zu lernen und auch aufzunehmen … …

Um mit einem privaten Beispiel zu enden:
Als ich vor 2 Jahren mit einer Herzerkrankung stationär behandelt werden musste, betrat ein junger Assistenzarzt aus Aserbaidschan mein Zimmer mit den Worten: „Hallo Herr Eberhardt, kennen Sie mich noch? Ich habe doch vor 2 Jahren bei Ihnen die Deutschprüfung in Baku bestanden!“ Ich habe ihn umarmt: „Dann haben wir beide doch alles richtig gemacht – und heute helfen Sie mir, dass ich die „Herzprüfung“ bestehe!“

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